Schiri, pfeif doch! // Der regelgerechte Rückblick auf den Bundesligaspieltag.

Dr. Jens Jeep

7. Spieltag 20/21: Abseits und Trump // mit Andreas Meyer

Juristen unter sich: Das Abseits wird nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen

08.11.2020 51 min

Zusammenfassung & Show Notes

Juristen unter sich: Das Abseits wird nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen

Am Beispiel des nicht gegebenen 1:0 von Lewandowski im Spiel Dortmund - Bayern, welches der Dauermeister mit 3:2 für sich entscheiden konnte, diskutieren Notar Dr. Jens Jeep und Rechtsanwalt Dr. Andreas Meyer über Sinn und Unsinn der Abseitsregel im Allgemeinen - und im Konkreten. 

Kann man die Regel 11 (Abseits) der Spielregeln 20/21 überhaupt noch verstehen? Braucht man das Abseits heute noch? Und wenn ja, kann und sollte es auf einen Zentimeter ankommen? 

Was wird aus dem Spiel, wenn nach vielen Toren erst lange  überprüft werden muss, ob es wirklich korrekte Tore waren? Und darf der VAR sich eigentlich auch dann einmischen, wenn es eine Zentimeterentscheidung war? 

Wie kann es eigentlich sein, dass eine scheinbar objektive Regeln über Jahrzehnte subjektiv zur Anwendung kam und nun kaltherzig und brutal bis auf diesen einen Zentimeter objektiv ausgelegt wird. 

Und schließlich: Wo bleibt dann noch der Spaß am Ganzen?

In der Aftershow: Was das alles mit der Abwahl von Donald Trump zu tun hat. 

Wir sprechen über die Regel 11 (Abseits) der Fußballregeln für die Saison 20/21. Und hier kann man sich die ganzen Regeln als pdf herunterladen.

Die Abseitsregel ist aktuell ganze vier Seiten lang. Und doch muss ein Schiedsrichter in Bruchteilen einer Sekunde entscheiden. Und dann ein bis zwei Minuten auf die Entscheidung des VAR warten.

Dass es auch kürzer geht, zeigt der folgende Vorschlag von Jens Jeep:

§ 1  (Abseits)
  1. Ein angreifender Spieler steht im Abseits, wenn er sich im Moment der Ballabgabe seines Mitspielers nach sicherer Überzeugung des Schiedsrichters oder des Schiedsrichterassistenten in der gegnerischen Hälfte befindet und zudem der gegnerischen Torauslinie näher ist als der Ball und zwei gegnerische Spieler.
  2. Die Abseitsposition führt nur und erst dann zur Spielunterbrechung, wenn dem Spieler oder seiner Mannschaft gerade durch die Abseitsposition ein Vorteil entsteht oder entstanden ist.
  3. Ein Vorteil kann exemplarisch dadurch gegeben sein, dass der im Abseits stehende Spieler (a) deshalb den Ball spielen kann, (b) einen Gegenspieler daran hindert, an Ball zu spielen, (c) den Torhüter oder einen gegnerischen Spieler in der Sicht auf den Ball behindert oder (d) diese durch seine Anwesenheit von der Ballabwehr ablenkt.
  4. Im Zweifel ist nicht auf Abseits zu entscheiden.
  5. Das Abseits wird mit einem direkten Freistoß am Ort des Balles zum Zeitpunkt des Abseitspfiffs geahndet.
Die These ist, dass in dieser Regel alles steht, was man wissen muss. Und dass es damit auch nur noch dann zum Eingreifen des VAR kommt, wenn es sich um eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung handelt.

(c) Dr. Jens Jeep, 2020